Dest

Ich seufzte erneut.
Er war in seiner ganz eigenen Welt.
Traurig schaute ich in seine Augen, die völlig an mir vorbeiblickten.
Rote Augen, schöne Augen.
Doch was mir auffiel war die Rune, das hässliche, entstellende Mal.
- Er ist einer der Gesegneten, nicht wahr?
- Ihr lernt schnell, Meister.
Dann musste ich diese arme Seele also auch hinrichten ...
Wehren konnte er sich in seinem zerbrochenen Zustand wohl kaum und vielleicht wäre es ein Besseres, ihn einfach zu erlösen.
Aber gerade das machte es noch schwieriger.

Deimos

"Erinnerst du dich nicht? ", ich lächelte, doch meine Augen erreichte es nicht. Wirr blickten sie. Doch immerhin blieb ich hier von den irritierenden, quäkenden stimmen der Naturgeister verschont. Zärtlich schmiegte ich meine Schnauze an ihren Hals. "Ich bin es... Deimos "

Dest

Ich traf meine Entscheidung schnell.
Wie sollte ich auch anders?
Letztlich konnte ich nur eines tun ...
"Natürlich erinnere ich mich", antwortete ich leise, kam ihm jedoch nicht entgegen.
"Mein Deimos ..."

Deimos

Liebevoll schmiegte ich mich näher an sie. So sehr wie ich sie vermisst hatte...
"Einen guten Rückzugsort hast du dir gewählt. Frei von dem erdrückend lauten Quengeln der Natur "

Dest

"Ja, es ist sehr schön hier", sagte ich sanft.
"Hast du lange nach mir gesucht?"

Deimos

"Lange... Zehn Jahre? Zwanzig? Dreißig höchstens... ", ich verzog gequält das Gesicht, vergrub es in ihren Federn. Ich wollte nicht mehr daran denken. "Ein realer Alptraum. "

Dest

"Aber jetzt bist du hier."
Vorsichtig breitete ich meinen Flügel über ihm aus.
"Und ich werde bis zum Ende bei dir bleiben."

Deimos

"Ja... Bis zum Ende ", verträumt leckte ich über ihre Wange, sog ihren Geruch auf und lächelte. "Hat keines der Kinder ihren Weg hier her gefunden? "

Dest

"Nein", erwiderte ich und schüttelte den Kopf.
"Aber sie werden ihn bestimmt noch finden."
Ich lächelte leicht.
"Vielleicht noch während du schläfst.
Du musst müde sein."
Wenn er schlief, würde er nichts spüren.
Er würde in dem seligen Glauben sterben, seine Liebste endlich gefunden zu haben und dann einfach nicht mehr aufwachen.
Es wäre besser so.

Deimos

"Liebste, du schenktest mir viele Söhne, doch nie eine Tochter... Dabei hatte ich so sehr auf ein Mädchen von deiner Schönheit gewartet ", sagte ich plötzlich, kicherte leise. "Sie hätte hier eine wunderschöne Heimat... "

Dest

Ich runzelte leicht die Stirn.
Das hier ging nicht in die gewünschte Richtung, obwohl es absehbar gewesen war.
"Vielleicht werde ich das eines Tages noch", antwortete ich und blickte mich um.
"Schön ist es hier wirklich."
Sacht stubste ich ihn an.
"Doch nun solltest du erst schlafen."

Deimos

"Und dann erwachen, bemerken dass alles nur ein schöner Traum war? Nein. ", ich schüttelte den Kopf, ließ mich auf meine Hinterbeine nieder, den Kopf an ihre brust geschmiegt. "Ich würde... Es nicht aushalten. Verflucht seien die Gottheiten... In all ihrer Weisheit, sind wir nur Spielzeug. "

Dest

Seine Gefährtin und seine Kinder ... sie lebten mit Sicherheit nicht mehr.
Ich konnte sie in seinen Augen sehen, die Trauer hinter dem Schleier des Wahnsinns.
Ich konnte es in seiner Stimme hören, als er die Götter verfluchte.
Wir hatten wohl mehr gemeinsam, als es anfangs den Anschein hatte.
Wie ironisch, dass ich ausgerechnet ihm, der nicht einmal meinem Ziel im Weg stand, das Leben nehmen musste.
"Vielleicht ist es nichts als ein schöner Traum", antwortete ich sanft.
"Aber vielleicht gibt es diesmal kein Erwachen."

Deimos

"Träume sind wieder nur der Spielplatz einer schwachen Gottheit !", zischte ich giftig und stieß sie um, hielt sie mit einer schweren Pranke auf ihrer zarten brust unten. "Du weißt genau wie sehr ich sie hasse! "

Dest

"Alles ist der Spielplatz der Götter", gab ich bitter zurück und riss mich geschickt von ihm los.
"Und wag es nicht noch einmal, mich so zu berühren!"
Auch meine Geduld hatte Grenzen.