Waldschleierdorn:

Ich senkte den Blick auf den Boden, wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Er würde meine Hilfe nicht annehmen, ich würde nur weiterhin seinen Stolz verletzen...
Unglücklich legte ich ihm die Kräuter von unsere Heilerin hin, "Nimm wenigstens sie. Ich werde dich nicht weiter bedrängen, ich sehe, wann es mir nichts bringt.", murmelte ich und schob die Kräuter auf meinen Gefährten zu. Danach setzte ich mich auf den Boden und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel.

Waldschleierdorn:

Erstaunt sah ich hoch, blickte verwundert zu meinem Gefährten, "Irgendwie musste ich dich doch heilen, dir bei deinen Hustenanfällen helfen. Da du nicht die Kräuter annimmst, musste ich eine andere Alternative finden.", antwortete ich blinzelnd und betrachtete die Kräuter, die wider einmal nicht angerührt wurden. Sorgsam legte ich sie zurück, legte den Kopf schief und musterte ihn, wartete auf seine Reaktion.
"Mein Blut heilt...", hallte meine Stimme durch das Lager, vom Wind getragen und verstärkt.

Waldschleierdorn:

Betroffen senkte ich den Blick, ich wusste, wie sehr er heilende Dinge verabscheute, weswegen ich ihm nichts davon erzählte, doch nun war es herausgekommen. Langsam entfaltete ich meine Flügel, fing an sie zu putzen.

Waldschleierdorn:

Ich zuckte zusammen, "Nichts! Wirklich!", rief ich und horchte in mich, "Ihnen geht es gut, sie wollen nur..raus? " Hatte ich das richtig verstanden?

Waldschleierdorn:

"Ich lüge nicht! Ich schwöre es!", rief ich, verzweifelt und verwirrt. Ich wusste nicht, weswegen er so sauer auf mich war, unsere Kinder schickten mir nur Wellen der Liebe und des Zufriedenheit aus, es ging ihnen gut. Sie wollten nur raus, raus aus meinem Leib und ebenso schnell aus ihren schützenden Eiern raus. Sie wollten die Welt mit ihren eigenen Augen sehen. Neues Entdecken. Diese Dinge schickten sie mir, von Leid und Schmerz keine Spur. "Tauche in ihre Gedanke ein und überzeuge dich selbst!", meinte ich und hoffte dennoch nicht so recht, dass er meinen Vorschlag befolgen würde.

Waldschleierdorn:

Ich beobachtete meinen Gefährten eine Weile, sah dann jedoch in den Himmel, dachte erschüttert nach. Was dachte er nur von mir? Niemals würde ich unsere Kinder leiden lassen... und es ihnen niemals selber zufügen.
Ein unschlüssiges, trauriges Lächeln zierte mein Gesicht, Wie konnte ich denken, dass er tatsächlich mehr für mich empfindet? Er nahm mich nur an seine Seite, weil ich eine besondere Fähigkeit besitze... ich werde nicht mehr als ein Werkzeug, ein Ding für ihn sein.
"Wir wollten euch keinen Schmerz zufügen, wir möchten raus. Auf eigenen Füßen stehen!", erklang es samten von den beiden Funken unterhalb meines Herzens, die mittlerweile meine gesamte Vorderseite des Brustkorbs einnahmen.

Waldschleierdorn:

Ich lächelte nicht, konnte es nicht, denn die Wahrheit war bis auf den Grund meiner Seele gedrungen. Dennoch überdeckte ich diese Erkenntnis, "Es gibt nichts zu vergeben. Du hast nichts unrechtes getan.", meinte ich sanft und legte meinen Kopf auf den seinen. Nur meine Augen zeugten von meinem Schmerz, der inneren Qual. Schnell blinzelte ich, nun waren selbst diese Gefühle aus meinen Seelenspiegeln verbannt, vergraben, tief in meiner Seele, verschlossen.
"Wann dürfen wir den Boden unter uns sehen und spüren?", fragten unsere Kinder aufgeregt. Ihr Summen erklang in meinen Ohren.