Chroma

Nicht, dass ich freiwillig hier gewesen wäre!
Aber für geistreiche Antworten fehlte mir im Augenblick die nötige Konzentration.
"Ich wusste nichts von einem Treffen", murmelte ich heiser.
"Ich bin hier gelandet, weil mir schwindelig war."

Dämmerschleier

Wer auch immer die Fremde war, den letzten Satz gleubte ich ihr.
Das an ihrem Kopf klebende Blut zeugte von einer nicht unbedingt angenehmen Verletzung.
Ruhig sagte ich:
"Ich kann mir die Wunde ansehen.
Lasst mich nur für den Augenblick ein paar Kräuter sammeln."
Eigentlich hatte ich wirklich keine Lust darauf.
Aber meine Pflicht rief.

Chroma

"Wenn du eine Kopfwunde mit geschlossenen Augen verarzten kannst", antwortete ich dem Blinden zweifelnd. "Ansonsten bin ich besser mir selbst überlassen."
So auf dem Boden zu sitzen sorgte immerhin dafür, dass meine Schmerzen nicht mehr ganz so vordergründig waren.
Und der Schwindel war verschwunden.
Ich konnte meine Antworten etwas besser überlegen.
Dem misstrauisch dreinblickenden Drachen mit den blauen Schuppen sagte ich:
"Wie ich schon sagte, meine Heimat liegt weitentfernt von hier.
Ich bin lange gereist, bevor ich hier ankam.
Und ich weiß nichts über die hier ansässigen Clans.
Aber", fügte ich einem leichten Lächeln hinzu, "vielleicht möchte mich ja jemand darüber aufklären."

Chroma

Ein leises Lachen entfuhr meinen Lippen.
Irgendwie gefiel mir dieser eisblaue Heiler.
So aufgeregt, so wütend.
"Es gibt keinen Grund, mich so anzufahren", sagte ich schmunzelnd.
"Mir sind auf meinen Reisen nicht viele, blinde Heiler begegnet.
Um genau zu sein, ist er der erste.
Und ja, ich weiß nichts über die hiesigen Clans.
Außer, dass einer einen blinden Heiler hat."
An diesen richtete ich auch meine nächsten Worte.
"Ich werde Kräuter nehmen, falls du sie mir geben möchtest, aber meine Wunden versorge ich immer lieber selbst."
Es gab nur einen, der sie berühren durfte.
Nur einen, dem es erlaubt war, mein Blut zu schmecken.

Dämmerschleier

Es sah aus, als hätte sich Dämonentänzer schon um die Fremde gekümmert.
Allerdings musste ich noch auf Dunkelschatten warten.
In einiger Entfernung setzte ich mich hin und beobachtete Kältehauch und die Fremde, die sich als Chroma vorgestellt hatte.
Irgendwie kam sie mir bekannt vor, wobei das auch Einbildung sein konnte.
Von eigenen Befragungen hatte ich die Nase voll.
Und ich musste noch über das nachdenken, was Fae mir erzählt hatte.

Chroma

Zufrieden seufzend nahm ich die Kräuter entgegen und schluckte sie.
Dann lächelte ich den blaugeschuppten an.
"Du hast doch schon angefangen, mit mir zu reden.
Warum damit aufhören?
Ich könnte ja auch eine potentielle Verbündete sein.
Und ich frage nicht nach Clangeheimnissen.
Nur nach den allgemeinen Strukturen hier."

Chroma

Was für ein auftrabendes Individuum!
Man könnte auf den Gedanken kommen, er hätte ein Problem mit Frauen.
Vielleicht würde ich bei einem anderen Drachen mehr Glück haben.
Doch erst würde ich versuchen, dem hier ein paar weitere Fragen zu stellen.
Eine andere Herangehensweise war allerdings trotzdem angesagt.
"Nun, das ist auf der ganzen Welt so, kann ich dir versichern.
Dafür sind Strukturen da.
Dieses Wissen bringt mich also nicht wirklich weiter."
Ich seufzte betrübt.
"Meine arme Tochter.
Es scheint nicht, als sei ihr eine unbeschwerte Jugend vergönnt."

Chroma

"Ja", antwortete ich mit einem sanften Lächeln.
"Zwei Monde ist sie jetzt schon alt.
Ich habe nur sie."

Chroma

"In Sicherheit ist sie.
Soweit es eben geht, ohne einem Clan anzugehören."
Zumindest hoffte ich das.
Aber sie war, trotz ihrer rebellischen Anwandlungen, eigentlich ein recht gehorsames Kind.
Und es war nicht so, als würden oft Fremde die Höhle besuchen.
Neugierig blickte ich den Drachen an.
"Und du?
Hast du auch Kinder?", fragte ich lächelnd.

Chroma

"Oh, das tut mir leid zu hören.
Ich... ich habe selbst Schwieriges hinter mir.
Einiges sogar."
Aufmunternd lächelte ich den Fremden an und rückte ein winzigess Stück näher.
"Aber es kommt jemand neues.
Ich habe gelernt, dass es so viele Drachen auf der Welt gibt.
Und manchmal sind sie näher als man denkt."