Herbstkind

Ich fühlte, wie weiter Entfernung der warme Schatten noch immer versuchte, mich zu umarmen und der Schneeschatten mich berührte.
Aber beides fühlte sich nicht wirklich an, nur wie die Erinnerung an einen Traum.
Und viel schöner war es doch hier, wo kein Schatten mich berührte.
Wo nichts mich berühren, wärmen oder verletzen konnte.
Wo ich einfach allein war.

Herbstkind

Eine leise feine Dissonanz störte die Ruhe und den Frieden und warf mich aus meiner friedlichen Gleichgültigkeit.
Der Grasschatten ...
Er versuchte näher zu kommen, mich zurück in seine Welt zu reißen, mir meine Innerstes zu stehlen.
Angstvoll wimmerte ich auf und spürte, wie die Welt ohne Schatten an mir vorrüberzog.
Panisch versuchte ich, mich festzuklammern, aber je heftiger ich es versuchte, desto weiter entglitt sie mir.
Ich wollte nicht zurück!
Warum ließen die Schatten mich nicht in Frieden?
Was wollten sie von mir?

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Dämmerstern, Dämmerschleier, Frostrose, Dunkelklaue -> Ankunft

Dämmerstern

Erleichtert war ich schon, als wir im Lager ankamen wo in der Zwischenzeit anscheinend nichts Schreckliches geschehen war.
Kältehauch, Winterschatten und Kräuterklaue hatten sich um das kleine, moosgrüne Küken geschart. Letztere versuchte anscheinend gerade, eine mentale Verbindung zu ihm aufzubauen.
Ich blickte Dämmerschleier an und wies in die Richtung der das Kind umsorgenden Drachen.
"Sieht so aus, als hätte es bis hierher durchgehalten. Verletzt sah es auch nicht aus, als wir es gefunden haben, aber sehr verstört."
Hilflos schüttelte ich den Kopf. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich tun kann ... also, wenn du helfen möchtest, rede besser mit Kältehauch."

Dämmerschleier

Ich nickte knapp.
"Das werde ich tun. Komm, Dunkelklaue, vielleicht kannst du dabei etwas lernen."
Langsam näherte ich mich dem Grüppchen und zog scharf den Atem ein, als ich sah, wie gequält kleine Bündel auf das Drachenmädchen reagierte.
Leise, aber mit steinerner Miene und Stimme fragte ich Kältehauch:
"Was bezweckt ihr damit?"

Herbstkind

Ich zuckte schmerzhaft zusammen unter allem was auf mich einströmte.
Ich schrie, ein Schrei aus Furcht und Schmerz, der wieder in meine Brust zurückkehrte.
Warum ließen Schatten mich nicht in Frieden?
Warum taten sie mir solche Gewalt an?

Dämmerschleier

"Hast du den Verstand verloren?", zischte ich ungehalten. Bisher hatte ich Kältehauch immer einen fähigen Heiler geglaubt, aber das hier ließ mich daran zweifeln, ob er auch nur den blassesten Schimmer hatte, wie eine Seele funktionierte. "Das Kleine hat wer weiß was durchgemacht, ist verzweifelt, ängstlich, zu jung um alles zu verarbeiten und deine Lösung besteht darin, es mit deinen Gedanken zu erdrücken? Und eine Jungdrachin dazu zu beauftragen!?"
Ungläubig schüttelte ich den Kopf und rüttelte dann an die jungen Drachin, wohl seine Schülerin.
"Junges Fräulein", sagte ich mit festem Blick, "so wirst du die Kleine noch weiter in die Enge treiben oder sie vielleicht sogar töten.
Und dir dabei wahrscheinlich selbst schaden.
Willst du das?
Nein?
Dann lass ihr fürs Erste ihre Gedanken!"
Dann sprach ich zu der jungen, weißen Drachin und nickte. "Ja, es gibt einiges, was du tun kannst.
Wir brauchen ein paar Steine und jemanden, der Feuer speien kann.
So können wir die Steine erwärmen und die Kleine darauf legen, Berührungen sollte man ansonsten möglichst vermeiden."
Kältehauch fragte ich:
"Wo kann man hier Wolkenbeinkraut finden? Es ist für Drachenjungen verträglich und ein wenig davon in ihrer Nahrung oder um ihre Schlafstätte verteilt wird ihr helfen, zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen."

Dämmerstern

Still hatte ich die Heilerin beobachtet und stellte erleichtert fest, dass mein Einsatz nun kommen würde.
Aufmunternd lächelte ich die nervöse und niedergeschlagene Winterschatten an und sagte:
"Ich mache das. Wir schaffen das schon."
Dann blies ich sachte etwas Feuer auf die Steine.
Es war wohl doch gut, irgendwo im Stammbaum einen Feuerdrachen gehabt zu haben.
War es unser Großvater gewesen?
Das wusste ich nicht mehr.