Frostrose

Diese zur Schau gestellte Trauer begann mir wirklich auf die Nerven zu gehen.
"Ich kann es nicht ausstehen, wenn wildfremde Drachen bei mir auf die Tränendrüse drücken!", sagte ich, mit aller Verachtung, die ich für diese Sorte übrig hatte. "Außerdem", fuhr ich herrisch fort, "wurde dir eine Frage gestellt!
Versuch bloß nicht, ihr auszuweichen!
Wann bist du von der Höhle hierher gekommen!?"

Frostrose

"Und das sollen wir dir glauben!?", schnappte ich ungläubig.
"Dass du hier fünf Tage herumgeirrt bist und nun, angeblich schwer verletzt, hier ankommst!?
Mach dich nicht lächerlich! Bei all den Drachen, die hier umher irren, hätte man dich schon längst bemerkt!"
Wütend ob der dreisten Lüge wollte ich ihn endlich in Stücke reißen.

Dämmerstern

"Warte, Frostrose!", rief ich, denn mir war ein Einfall gekommen.
Ich wollte keinen Schaden anrichten, doch mir war bewusst, dass dies notwendig sein könnte.
Doch dies wollte ich nicht alleine entscheiden.
Diesen Hirok fragte ich:
"Du erzählst uns also die Wahrheit?
Dann wirst du sicher nichts dagegen haben, sie morgen vor den Clanführern zu widerholen?"
Aufmerksam betrachtete ich seine Mimik auf verräterische Anzeichen.
"Eine Bedrohung für deinen Clan ist eine Bedrohung für alle Clans und somit aller Drachen Angelegenheit."
Ich zögerte, denn der folgende Satz fiel mir schwer.
"Du solltest dir aber über eines im Klaren sein:
Falls du dich weigerst, muss ich dich zum Gehen auffordern.
Wir können dir nicht grundlos vertrauen, so Leid mir das auch tut.
Und, obwohl ich dir keinen Schaden wünsche, werde ich es meinen Kriegern nicht verübeln können, um Heim und Leben zu fürchten.
Und ich werde sie nicht davon abhalten, dementsprechend zu handeln."
So war es wohl am Besten.

Dämmerstern

"Das werden wir noch entscheiden", antwortete ich unbewegt.
Ganz sicher würde ich diesen Drachen nicht in meinem Clan aufnehmen, solange sich nicht irgendetwas Gravierendes ereignete.
Selbst wenn er unschuldig war, unser Clan lebte von Vertrauen und Zusammenhalt.
Ich konnte niemanden hier dulden, dem alle misstrauten.
"Fürs Erste", fuhr ich fort, "wirst du dich dort hinten unter den Stein legen."
Ich deutete auf einen Fleck, etwas abseits vom Lager.
"Morgen werden wir dich den anderen Anführern vorstellen und du wirst ihnen deine Geschichte erzählen.
Bis dahin wirst du hier bleiben.
Du wirst dich nicht vom Fleck bewegen, bis wir es dir erlauben.
Außerdem wirst du mit niemandem ungefragt sprechen, besonders nicht mit den Kindern.
Winterschatten, Runenfeder, Frostrose, ich möchte, dass ihn bis morgen früh immer zwei von euch überwachen", befahl ich den Kriegern.
"Hirok, du solltest zu deiner eigenen Sicherheit diese Anweisungen befolgen. Lehnst du dich gegen sie auf, hast du unser Vertrauen verspielt und ich kann deine Unversehrtheit durch unsere Krieger nicht mehr gewährleisten."
Schließlich wandte ich mich an Winterschatten.
"Mit dir würde ich gerne kurz sprechen, meine Liebe.
Lass uns zu meinem Felsen gehen, ja?"

Dämmerstern -> Anführerfelsen

Frostrose

Es gefiel mir ganz und gar nicht, diesen Betrüger zu bewachen.
Aber wenigstens hatte ich nun die indirekte Erlaubnis, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen, wenn er mir auf die Nerven ging.
"Du hast unseren Anführer gehört", knurrte ich. "Los, komm endlich!"

Runenfeder:

Der Typ war...seltsam und das nicht im positiven Sinne. Nichtsdestotrotz meldete ich mich freiwillig für die erste Schicht Wache schieben. Vielleicht konnte ich ja die restliche Nacht bei Shade verbringen. Je näher desto besser. Ich grinste und bemerkte den verträumten, gierigen und leicht wahnsinnigen Blick des Fremden, dumpf ins Leere gerichtet. Manch einer mochte sage, er sei verliebt, doch ich erkannte nur Obsession, keine Liebe.
Shade, bilde ich mir das nur ein oder wirkt der Kerl irgendwie fanatisch?